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Häufige Fragen
Fragen und Antworten

Yoga - im eigenen Rhythmus sein

In großer Dankbarkeit für unsere Lehrerinnen und Lehrer und in Anerkennung des umfassenden Wissens, das sie mit uns teilten, möchten wir versuchen, kompakte Antworten zu geben auf häufig gestellte Fragen unserer Schüler.

Zurecht könnte man auf eine Vielzahl von Büchern und Nachschlagewerken verweisen, die bereits von sachkundigeren Kollegen publiziert wurden. Unserer Erfahrung nach führt jedoch die Fülle der existierenden Informationen über Yoga oftmals zu Verwirrung. Unser Anliegen ist daher hier, in knappster Form auf wenige, jedoch wichtige Themen einzugehen und diese in leicht verständliche Art zu erläutern und auf diese Weise besonders Menschen am Anfang ihres Yogaweges eine erste Orientierung zur Verfügung zu stellen.

Unsere Leser mögen berücksichtigen, dass wir der Einfachheit und besseren Lesbarkeit halber immer Frauen und Männer ansprechen, auch wenn jeweils nur die weibliche oder männliche Form eines Wortes gewählt wurde.

Wir wünschen uns, dass diese Informationen mit dazu beitragen, der wunderbaren Kraft der uralten Wissenschaft Yoga noch mehr Anerkennung zu verschaffen.

om –

asato ma sat gamaya |
vom Unwahren zum Wahren – führe mich!

tamaso ma jyotir gamaya |
aus der Dunkelheit zum Licht – führe mich!

mrtior ma mrtam gamaya |
von der Begrenztheit in die Freiheit – führe mich!

om – shanti shanti shantih ||
Frieden – Frieden – Frieden !

Anrufung aus den Brihad-Aranyaka Upanishaden (Waldlehren), ca. 3000 Jahre alt

Fragen und Antworten

Unser Unterrichts-Stil und unsere Tradition

Wir unterrichten nach Prinzipien, die die indische Weisheitslehre Yoga an die Bedürfnisse moderner Menschen in sehr einfühlsamer und dadurch wirkungsvoller Weise anpassen. Diese Yoga-Tradition wurde von Sri Krishnamacharya (1888 - 1989) und seinem Sohn TKV Desikachar vom Südinischen Chennai aus weltweit bekannt gemacht und gilt als die einflussreichste. BKS Iyengar (Begründer des Iyengar-Yoga) und Pattabhi Jois (Begründer des Ashtanga-Yoga) waren beide Schüler dieser Tradition.

Hier steht nicht ein starres System im Vordergrund, dem man sich als Übender unterzuordnen hat, sondern die Yoga-Techniken werden den Menschen angepasst, die zu uns kommen. Wir legen dabei einen Fokus auf die direkte Verbindung der Bewegungen mit der Atmung, um die eigene Energien zu erkennen und nutzen zu können.

Die Verknüpfung der traditionellen Übungen mit alternativen Therapie-Formen öffnet dabei neue Perspektiven für Selbstwahrnehmung, Ausrichtung, Wachstum und Gesundung.

Wir achten und schätzen die Kompetenz unserer Schüler, für sich selbst zu entscheiden, ihre Grenzen wahrzunehmen und zu respektieren und ermutigen sie, ihrem eigenen individuellen Weg auch im Yoga zu folgen.

Hatha-Yoga, m.:
wörtlich: Yoga der Kraft;
durch gezielte achtsame Aktivierung der Muskeln und Gelenke sowie ihre bewusste Entspannung, wird der Körper gelockert und gekräftigt.
Dies wirkt entsprechend auf unsere Gedanken und Gefühle.

 

 

 

Was ist Yoga?

Yoga ist eine viele tausend Jahre alte Wissenschaft mit unglaublicher Vielfalt an körperlichen und geistigen Übungen und Wirkungsweisen, die Menschen unabhängig, handlungsfähig und so frei wie möglich machen können.

Ziel ist es im Yoga, durch immer größer werdende Bewusstheit glücklicher und gesünder zu werden, indem wir erkennen, wer wir wirklich sind, was wir wirklich fühlen, denken, sprechen und tun. Wir kommen mehr bei uns selbst an, werden gelassener, ruhiger und sind liebevoller zu uns selbst und mit unserer Umwelt.

Yoga hat einen tiefen holistischen (ganzheitlichen) Ansatz, weil alle Bereiche unseres Lebens einbezogen werden.

Yoga, m.:
von yuga „Joch“, yuj für:
„anjochen, zusammenbinden,
anspannen, anschirren“

Yoga:
achtsames Handeln,
Mikro- und Makrokosmos verbinden;
die eigene Mitte finden;
erkennen, was uns im Leben trägt

Die Ursprünge

Yoga kommt wahrscheinlich aus dem indischen Kulturraum. Die Wurzeln lassen sich ca. 5.000 Jahre zurückverfolgen (die amerikanische Kundalini‐Yogalehrerin und Autorin Khalsa vermutet sogar, dass Yoga mehr als 10.000 Jahre alt ist). Siegelfunde aus dem Indus‐Tal belegen, dass dort bereits 3.000 v. Chr. Yoga‐Praktiken ausgeübt wurden.

Auch in Europa finden sich frühe Zeugnisse: Artefakte der Wikinger und Kelten zeigen, dass Yoga bereits 500 v. Chr. seinen Weg nach Europa gefunden haben muss. Die Ursprünge reichen zurück in eine Zeit, in der es – zumindest nach heute vorliegenden Erkenntnissen ‐ keine Schrift gab. Erste schriftliche Zeugnisse finden sich in den Upanishaden (heilige Schriften Indiens).

Es ist das Verdienst des Gelehrten Patanjali, dass wir heute noch um die philosophischen Grundzüge und Wirkungsweisen des Yoga wissen, denn er hat diese ca. 200 v. Chr. in 195 Versen (den Yoga‐Sutras) festgehalten. Dieses Werk bildet heute noch die Grundlage für den Umgang mit Yoga in den meisten Yoga‐Schulen auf der ganzen Welt. Neue Übersetzungen und Kommentare für die Anwendung der Sutras von Patanjali in unserer Zeit sind von vielen erfahrenen Lehrern veröffentlicht worden und verblüffen mit ihrer Aktualität.

Siegel aus HarappaSiegel aus Harappa ( Indus-Tal), ca. 5.000 Jahre alt. Es zeigt einen Schamanen in einer Yoga-Haltung.

 

 

Gundestrup-KesselDetail des in Dänemark gefundenen keltischen Gundestrup-Kessel, zirka 500 v. Chr., das der Darstellung auf dem indischen Siegel verblüffend ähnelt.

Wer kann Yoga machen, wer nicht?

Unter der Prämisse, dass Yoga nicht als starres System gesehen, sondern den Schülern und ihren Bedürfnissen angepasst wird, ist es im Prinzip für fast alle Menschen möglich, Yoga zu üben. Es gibt heute viele Angebote für verschiedene Zielgruppen: Kinder, Schwangere, Jugendliche, Senioren, Fußballer, Gefangene, Krebspatienten, Gehbehinderte, Blinde u.s.w.

Am besten kann Yoga im Einzelunterricht individuell angepasst werden. Keine Körper‐ oder Atemübungen sollten jedoch z. B. gemacht werden bei akuten Infekten, direkt nach Operationen, bei Schmerzen in der Wirbelsäule (Bandscheibenprobleme, Hexenschuss, Ischias o. Ä.), nach Einnahme von Antibiotika oder starken Psychopharmaka, in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft oder bei Risikoschwangerschaft.

Fragen Sie Ihren Lehrer oder Ihren Arzt, wenn Sie unsicher sind, ob Sie Yoga machen können und lernen Sie, auf Ihr Gefühl zu hören.

Gleichgültig, ob man jung, im mittleren oder fortgeschrittenen Alter ist, selbst wenn man krank und schwach ist – jeder kann mit der Praxis des Yoga beginnen!

Hatha-Yoga-Pradipika

Kann ich Yoga auch aus einem Buch lernen?

Wenn wir mit Yoga beginnen, sollten wir unbedingt in der ersten Zeit zu einem versierten Lehrer/Lehrerin in den Gruppen- oder Einzelunterricht gehen. Yoga ist ein sehr komplexes System mit vielen verschiedenen Ebenen und Wirkungsweisen, die ein Ungeübter schwerlich sofort ohne Anleitung erfassen kann.

Nur ein Profi kann uns bei den ersten Schritten die richtige Richtung weisen und uns vor unbedachten Bewegungen oder dem Einsatz ungeeigneter Techniken schützen. Ein Buch über Yoga kann bestenfalls wenige Teil-Aspekte der umfassenden Wissenschaft erläutern. Nie wird es den ganzen Menschen in Achtsamkeit auf den für ihn richtigen Weg bringen können.

Daher ist es besser, bei konkreten Fragen zum Yoga die Lehrerin/den Lehrer anzusprechen. Sie werden aufgrund ihrer Erfahrungen die für den Wissenstand des Schülers richtige Erklärung geben und so seine Entwicklung in der besten Weise fördern. Bücher können uns wertvolle Erkenntnisse bringen z.B. über die Geschichte des Yoga oder die Bedeutung der Sanskrit-Namen und Alten Schriften. Doch oftmals ergeben sich auch hier viele weitere Fragen, deren Antworten wiederum nur in einem anderen Buch zu finden sein werden.

 

 

Worauf sollte ich achten, wenn ich einen Yoga-Lehrer suche?

Wenn wir nach einen Yoga-Lehrer Ausschau halten, sollten wir uns zunächst fragen: Was brauche ich, was braucht mein Körper? Möchte ich einen Kurs belegen oder mich individuell unterrichten lassen? Gibt es eine Yoga-Tradition, die mich anspricht? Wenn wir uns – vielleicht auf Empfehlung – an eine konkrete Lehrerin wenden, dann sollte sie auf folgende Fragen bereitwillig und kompetent antworten:

  • Ausbildung: Wo, durch welche (bekannte) Schule, in welcher Tradition, in welchem zeitlichen Umfang ? 
  • Praxis: Wieviel praktische Erfahrung hat die Lehrerin, welche Kurse mit welchen Inhalten gibt sie, für welche Zielgruppen? Ist sie in der Lage, Yogaübungen an unsere Bedürfnisse anzupassen? Was ist ihr Spezialgebiet?

Bevor ein ganzer Kurs gebucht wird, sollte zunächst eine unverbindliche Probestunde vereinbart werden um sich erst dann festzulegen, wenn der persönliche Eindruck vom Lehrer positiv und sein Unterrichtsstil ansprechend wirkt.

 

 

Was brauche ich für Yoga?

Um uns auf das, was wir im Yoga tun wollen, ohne Ablenkung konzentrieren zu können, müssen wir uns bewusst Zeit nehmen und dafür Sorge tragen, dass wir ungestört sind. Der Magen sollte leer und die Bekleidung bequem sein. Für bestimmte Übungen ist es wichtig, eine rutschfeste Yogamatte zu haben oder entsprechende Socken, die dieselbe Sicherheit geben. Für Übungen im Sitzen kann eine mehrfach gefaltete Decke oder ein Meditationskissen hilfreich sein. Und wir sollten uns von einem erfahrenen Yogalehrer eine Abfolge von Übungen geben lassen, die unsere Konstitution und Lebenssituation berücksichtigt, sowie der Tageszeit angepasst ist, zu der wir üben wollen.

Das wunderbare an Yoga ist, dass wir es im Prinzip an fast jedem Ort tun können, wenn die vorgenannten Empfehlungen berücksichtigt werden: zu Hause, im Hotel, im Garten, am Strand, auf der Arbeit, im Urlaub, im Park...

 

 

Muss ich Kopfstand und andere schwierige Übungen lernen, wenn ich Yoga machen möchte?

In der Presse werden hin und wieder Yoga-Übende in spektakulären Haltungen gezeigt. Dies kann zu Vorurteilen gegenüber Yoga beitragen.

Immer dann, wenn wir im Yoga eine Übung machen, bei der uns unsere Muskulatur, unsere Gelenke oder unser Gefühl nicht die nötige Sicherheit geben können, überfordern wir den Körper und setzen ihn der Gefahr einer schweren Verletzung aus. Dies ist nicht mit den ethischen Grundsätzen des Yoga vereinbar. Das Einnehmen solcher Haltungen verstößt gegen das Gebot der Achtsam- und Sorgsamkeit, die wir für unseren Körper haben. Wenn wir uns länger mit Yoga beschäftigen, kann es sein, dass wir einen Punkt erreichen, wo auch schwierige Haltungen mit zu unserem Übungsprogramm gehören. Dies muss aber nicht unbedingt unser Fokus sein.

Natürlich ist ein mit Leichtigkeit ausgeführter Kopf- oder Handstand eine Augenweide. Wir machen Yoga jedoch nicht, um anderen Menschen zu gefallen, sondern um uns durch geeignete Übungen, die auf unsere individuelle Lebenssituation und Konstitution abgestimmt sind, in achtsamen Schritten in Richtung einer Gesundung und/oder größeren Ausgeglichenheit zu bewegen. Hierzu dienen oft wesentlich weniger spektakuläre Übungen als ein Kopfstand.

Schwierige HaltungenSchwierige Yoga-Haltungen sollten nur von geübten Menschen nach Anleitung eines erfahrenen Lehrers eingenommen werden.

Ich bin schwanger – darf ich Yoga üben?

Wenn Frauen schwanger werden, sollten sie ihren Alltag und alles was sie bisher gedacht und getan, gegessen und getrunken haben, mit noch größerer Achtsamkeit betrachten, denn sie tragen nun Verantwortung für ein zusätzliches, neues Leben. Besonders in den ersten 12 Wochen sollte alles vermeiden werden, was dem Kind in diesem primären Stadium des Wachstums schaden könnte. Viel Ruhe und Würdigung des neuen Lebensabschnitts ist nun wichtig. Der Körper und viele Prozesse in ihm verändern sich und bereiten die Mutter körperlich und emotional auf ihre neue Rolle vor. Sie wird durch die physischen und psychischen Veränderungen quasi eingeladen, ihren Blick mehr nach innen zu richten. Wir empfehlen, nur nach Rücksprache mit dem Arzt und erst nach dem 3. Monat der Schwangerschaft mit Yoga zu beginnen, wenn keinerlei Risiko besteht. Unter fachkundiger Anleitung kann Yoga für werdende Mütter und auch ihre ungeborenen Kinder sehr wohltuend, entspannend und kräftigend wirken und die bevorstehende Geburt und die dabei geforderten Körper- und Muskelpartien optimal vorbereiten. Einige Yoga-Übungen dürfen in der Schwangerschaft überhaupt nicht oder nur in geänderter Form ausgeführt werden. Gegen Ende der Schwangerschaft, wenn sich der Körper sehr verändert hat, sind nur noch ganz bestimmte Übungen zu empfehlen, wie z.B. Sithali-Pranayama (kühlende Atemtechnik), Trataka (Konzentrationsübung mit den Augen) oder entspannende Schulter-/Armbewegungen. Dies wird die erfahrene Lehrerin in geeigneter Form vermitteln.

 

 

Ich bin Christin – darf ich auch Yoga üben?

Yoga ist keine Religion, sondern eine Wissenschaft der Selbstexploration und Gesundwerdung, die den gesamten Körper entspannen, dehnen, anregen und Heilungsprozesse unterstützen kann. Aus diesem Grunde wird Yoga auch in allen Ländern der Welt von den Menschen praktiziert, unabhängig ihrer Herkunft oder religiösen Bindung. Die wichtigsten Grundzüge des Yoga (siehe Patanjalis Yoga-Sutras) stimmen in wesentlichen Abschnitten mit den Glaubenssätze der meisten großen Weltreligionen überein, so z. B. mit den „Zehn Geboten“ der Christen. Der Hinduismus hat viele Aspekt von Yoga in seine Lehre integriert (wie auch der Buddhismus), weil Yoga eine Wissenschaft ist, die der Sammlung und Ausrichtung dienen kann. Deshalb wird oft gefragt, ob man sich einer Sekte anschließen würde, wenn man Yoga lernt. Die grundsätzliche Antwort hierauf ist ein klares Nein.

Allerdings gibt es Yoga-Schulen, in denen es zu einer Verquickung von hinduistischen Ritualen und Yoga-Techniken kommt. Wir appellieren daher an die Eigenkompetenz der Yoga-Schüler, genau zu spüren und zu erfragen, in welcher Tradition ein Lehrer arbeitet und zu überprüfen, ob dies den eigenen Vorstellungen entspricht.

 

 

Gruppenunterricht

Dies ist die am meisten gewählte Form, sich mit Yoga zu beschäftigen. Alle Yoga-Schulen bieten Kurse zu bestimmten Themen oder für bestimmte Schwierigkeitsgrade an. Wer noch kein Yoga gemacht hat, sollte unbedingt einen Kurs belegen, in dem er die nötigen Grundinformationen erhält. Ein Kurs besteht zumeist aus 10 Terminen je maximal 90 Minuten.

Bevor wir uns aber für einen ganzen Kurs festlegen, sollten wir eine unverbindliche Probestunde buchen, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, ob der Ort, die Art des Unterrichtes, die Persönlichkeit der Lehrerin und die Zusammensetzung der Gruppe den eigenen Bedürfnissen entspricht.

Üben bedeutet, dass wir eine passende Anstrengung auf uns nehmen, mit dem Ziel, uns dem Zustand von Yoga anzunähern, ihn zu erreichen und aufrecht zu erhalten.

Patanjalis Yoga-Sutra 1.13

Einzelunterricht

Wir glauben, dass Yoga direkter wirkt, wenn er dem Menschen angepasst wird. Um auf die individuellen körperlichen, mentalen und emotionalen Bedürfnisse der Schüler gezielter eingehen zu können, bieten wir Einzelsitzungen an. Abgestimmt auf die jeweilige Konstitution werden persönliche Übungsfolgen erstellt, die Gesundheitszustand, Lebenssituation, Alter, Beruf und Interessen berücksichtigen. Diese Übungsfolgen werden mit Zeichnungen und detaillierten Anweisungen zur Verfügung gestellt.

Der Schüler wird motiviert, regelmäßig zu üben und die eigene Entwicklung zu verfolgen. Der Kontakt zum Lehrer gibt Sicherheit und Ausdauer. Positive Veränderungen des Gesundheitszustandes werden möglich.

Eine Übungspraxis wird nur dann Erfolge zeigen, wenn sie über einen langen Zeitraum ohne Unterbrechung beibehalten wird, wenn sie von Vertrauen in den Weg und von einem Interesse getragen ist, das aus unserem Innern erwächst.

Patanjalis Yoga-Sutra 1.14

Frauen und Yoga

Erst ca. 1.800 v. Chr. haben sich in Indien mit Einwanderung der Arier patriarchalische Glaubenssysteme ausgebreitet. Dies lässt uns vermuten, dass der wesentlich ältere Yoga aus matriarchalischer Zeit stammt und ursprünglich ein Teil der weiblichen Riten darstellte. Vielleicht ist das der Grund, warum heute noch überwiegend Frauen von Yoga angezogen werden (sie stellen ca. 80% der Lehrer und Schüler). Yoga-Gruppen für Frauen bieten Gelegenheit, unserer weiblichen Seite in geschütztem Rahmen größeren Raum zu geben und sie zu würdigen.

Die oft anmutigen, dynamischen Bewegungsabläufe des klassischen Hatha-Yoga haben etwas tänzerisch kraftvolles, was uns mit inneren Themen in Berührung bringen kann, wenn wir für die spirituelle Dimension des Yoga offen sind.

Es gibt keine Yoga-Übungen, die nur von Frauen ausgeführt werden können oder etwa nur für Frauen bestimmt sind. Allerdings können bestimmte Übungen für Frauen z. B. vor, während und nach der Menses, Geburt, sowie der Menopause besonders heilsam wirken, wenn sie adäquat ausgeführt werden.

Die MondinDie Mondin
Symbol für Gefühl, Kreislauf, Veränderung, Weiblichkeit

Männer und Yoga

In Yogagruppen für Männer können wir gezielter auf typisch männliche Voraussetzungen und körperliche Bedingungen eingehen.

Männer sind in vielfacher Weise gestresst: Am Arbeitsplatz z. B. durch Konkurrenz, Entlassungsdrohungen, Mobbing, in der Familie durch ihre veränderte Rolle in einer emanzipierteren Zeit, durch zu wenig Raum für sie selbst, durch Eifersucht, Trennung, Krankheit. Dies bewirkt oft, dass sich bestimmte Muskeln im männlichen Körper verkürzen, die Erdung über die Fußsohlen erschwert oder der Rücken verspannt ist. Andererseits erfordern viele Yogastellungen Kraft, was für Männer leichter sein kann, als für Frauen.

Im Yoga haben auch Männer die Möglichkeit, ihre momentane Situation klarer zu erspüren und in kleinen Schritten zu lernen, mit sich selbst liebevoller umzugehen, ihre Grenzen zu respektieren. Dies ist für den Mann oft eine noch größere Herausforderung als für die Frau. Denn „Mann“ hat gelernt, stark zu sein und Schmerzen zu ertragen. Körper und Seele leiden oft unter diesem halbbewussten Glaubenssatz. Für Männer ist es meist ein großer Schritt, sich den beschriebenen Wirkungsweisen von Yoga auszusetzen und in den Spiegel ihrer Empfindungen zu schauen. Zusätzlich lastet ein gesellschaftliches Vorurteil und unausgesprochenes Tabu auf Zusammenkünften von Männern, deren Inhalt z. B. nicht das Auto, der Fußball oder der Konsum von Genussmitteln ist, sondern ein achtsamer Umgang miteinander.

Für die Gesundung unserer allseits kränkelnden Gesellschaft ist es von entscheidender Bedeutung, dass (auch) Männer lernen, krankmachende Verhaltensstrukturen zu erkennen und abzulegen, ihre positiven männlichen wie weiblichen Aspekte zu würdigen und ihnen den Raum zur Verfügung zu stellen, den sie für ihr Wachstum benötigen. Hierbei kann Yoga eine wichtige Rolle spielen.

Die SonneDie Sonne
Symbol für Energie, Kraft, Männlickeit

Kann Yoga eine Krankheit heilen?

Unser Körper versucht im "Krankheitsfall", ein z.B. durch Unachtsamkeit, Unfall oder Ansteckung eingetretenes Ungleichgewicht mittels Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Husten, verstopfte Nase, Erbrechen, erhöhtem Blutdruck o. Ä. wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Hierauf zielt auch Yoga durch seine harmonisierenden Wirkungen. Diese zeigen sich jedoch erst bei konstanter Wiederholung über längere Zeit. Yoga beinhaltet ein ganzes System von Übungen, die alle darauf ausgerichtet sind, Energien in uns wieder freier fließen zu lassen. Dies kann dazu führen, dass die Selbstheilungskräfte gefördert werden und sich ein Gesundungsprozess beschleunigt. Es ist vor allem die achtsame und entspannte Grundhaltung, die wir uns durch Yoga aneignen können, die auf die verschiedenen Ebenen des Körpers (Koshas) heilsam wirkt. Dabei ist Yoga kein eigenständiges, alternatives Heilungssystem, sondern er unterstützt die Gesundwerdung im Einklang z. B. mit den Methoden der traditionellen Medizin, Homöopathie oder Therapie.

Eine konkrete Yoga-Übung oder speziell zusammengestellte Yoga-Stunde kann keine Krankheit heilen. Aber sie wird mit Sicherheit den Heilungsprozess unterstützen und beschleunigen, wenn sie unter sachkundiger Anleitung eines erfahrenen Lehrers vom Schüler adäquat ausgeführt wird.

(siehe hierzu auch "Wer kann Yoga machen, wer nicht?")

Die 5 Koshas (wörtlich: Hüllen)
Bereits in den Upanishaden wurden die fünf verschiedenen Hüllen des Menschen erwähnt. Sie umkleiden (wie konzentrische Kreise) unser Wahres Selbst und sind ein Modell für die Wirkung von Krankheiten sowie ihre Heilung. Die 5 Koshas sind über die 7 Cakras miteinander verbunden.

Annamaya-Kosha: Körperhülle
Muskeln, Knochen, Gewebe

Pranamaya-Kosha: Energiehülle
Stoffwechselfunktionen, Verdauung, Atmung, alles was sich innen bewegt

Manomaya-Kosha: Gedankenhülle
Wahrnehmung, Lernen, Wissen, Gedächtnis, Sinnesorgane

Vijnanamaya-Kosha: Weisheitshülle
Unterscheidungsfähigkeit, Intelligenz, Intuition

Anandamaya-Kosha: Glückseeligkeitshülle
Ebene des Herzens, volle Bewusstheit

Yoga und Krankenkassen

Die meisten Krankenkassen erstatten nach Vorlage einer Teilnahmebescheinigung, in der Thema des Kurses sowie Anzahl der Übungsstunden beziffert werden, ein- bis zweimal im Jahr den größten Teil eines Yoga-Kurses, meist 85% und maximal bis zu einem bestimmten Betrag.  Dies geschieht aber nur, wenn der Lehrer neben einer qualifizierten Ausbildung in Yoga (mindestens zwei Jahre) und einer nachgewiesenen Unterrichtspraxis auch eine anerkannte Grundausbildung nachweisen kann.  Unsere Kurse sind von der Präventionsdatenbank der Krankenkassen zertifiziert.

 

 

Die Techniken des Yoga

Viele Menschen denken beim Wort Yoga nur an Körperübungen und glauben daher, es handele sich um eine sportliche Betätigung. In Wahrheit sind jedoch mehrere Bereiche untrennbar mit Yoga verknüpft und gehören mit zum Unterricht, wie z.B.:

  • bewusste Körperhaltung/Bewegung (Asana)
  • bewusste Atemwahrnehmung/‐führung (Pranayama)
  • bewusster Einsatz der Stimme durch tönen/singen/rezitieren (Mantra)
  • bewusste Muskelkontraktion in bestimmen Körperbereichen (Bandha)
  • bewusste Auseinandersetzung mit der Philosophie des Yoga (Jnana)
  • Meditation (Dhyana)

Yoga erzeugt eine spirituelle Sichtweise auf alle Bereiche des Lebens. Er versteht den Mensch als Teil der Gesamtschöpfung in Gleichberechtigung mit allen anderen Lebewesen. Yoga ist deswegen so heilsam, weil es uns in Verbindung bringt mit uns selbst und unserer Umwelt.

Alles Trennende und Einschränkende kann sich so nach und nach auflösen.

Wenn in uns Blockaden fallen, wird ein freierer Energiefluss möglich. Dies hat nachhaltige Wirkung auf unseren gesamten Organismus, den Körper, den Geist und unsere Psyche.

 

 

Die Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule

Beim Üben der Yoga-Stellungen geht es nicht um das Einnehmen einer perfekten Form, sondern darum, dass wir die Funktion einer Übung gezielt für unsere Konstitution einsetzen und sie unseren Möglichkeiten entsprechend ausführen. Dies kann nur mit der Unterstützung eines dafür qualifizierten und erfahrenen Lehrers gelingen. Nur dann können wir "in unserer Mitte" ankommen.

Im Yoga ist diese Mitte kein Punkt sondern eine Achse: unsere Wirbelsäule. Bei fast allen Bewegungen unseres Körpers, ist sie in der einen oder anderen Weise mehr oder wenig gefordert. Daher arbeiten wir im Yoga u. A. auch mit den Bewegungsrichtungen, für die unsere Wirbelsäule eigentlich vorgesehen ist, um ein entstandenes Ungleichgewicht wieder zu harmonisieren:

Aufrichtung, Vorbeugen, Seitbeugen, Drehungen, Rückbeugen. Diese Übungen lockern verspannte Muskeln, und kräftigen sie, wenn wir in achtsamer Weise und in Schritten üben. Diese Übungsweise ist ein zentraler und bedeutsamer Punkt in der Art und Weise wie wir im Zentrum für Yoga & Therapie Yoga vermitteln.

Vinyasa Krama
(wörtlich: Bewegungs-Ablauf)

Dies bezeichnet den sequenzielle Aufbau unseres Yoga-Unterrichts, in dessen Mittelpunkt die Kombination der Bewegung mit der Atmung steht. Sie ist die zentrale und tragende Kraft unseres Lebens.

Durch adäquate Verbindung der Yoga-Stellungen (Asana) mit Einatmung, Ausatmung und Atempausen (Pranayama) wird ein freierer Energiefluss gefördert, Spannungen und Stress können wahrgenommen und dauerhaft abgebaut werden.

Der Sonnengruß

Das "Gebet zur Sonne" (in Sanskrit: Surya Namaskar) ist eine anmutige Folge von Stellungen, die in fließend ineinander übergehender Bewegung geübt werden. Jede Stellung gleicht dabei die vorausgegangene aus, streckt den Körper in entgegen gesetzter Richtung, dehnt und presst abwechselnd den Brustkorb und die inneren Organe und reguliert die Atmung. Anfangs- und Endstellung sind dabei identisch. Der Sonnengruß lockert den gesamten Körper und kann gut als Anfangsübung am Morgen gemacht werden, optimalerweise zum Sonnenaufgang im Freien, und zwar in Richtung der aufgehenden Sonne. Durch die Übungen wird der Körper aufgewärmt und eine positive Ausrichtung und Einstellung gefördert. Der Sonnengruß erzeugt Wärme und bringt uns zum Schwitzen, der Körper wird entgiftet und der Kreislauf angeregt. Die Pulsfrequenz steigt, je nach Schnelligkeit, in der man die Übungen ausführt. Bei täglicher Übung können die Wirbelsäule und Gelenke beweglicher, die Taille schlanker werden.

Das Sonnengebet entwickelte sich aus einer Reihe von Gebetshaltungen an die Sonne. In der indischen Mythologie wird sie als Symbol der Gesundheit und eines langen Lebens verehrt. In der Rigveda, einer Sammlung sehr früher Hymnen, die um 1500 v. Chr. erstmals aufgeschrieben wurden, heißt es: "Surya ist die Seele aller bewegten und unbewegten Dinge."

tl_files/content/yogazentrum/artikel/yoga/fragen/19_01.jpgSurya NamaskarGruß zur Sonne

Yoga und Beckenboden

Unser Beckenboden besteht aus insgesamt drei Muskelschichten, die horizontal angeordnet sind und das Schambein, die Sitzbeine und das Kreuzbein miteinander verbinden. Er ist handtellergroß und bildet die bewegliche Unterseite unseres Beckens.

Wird der Beckenboden bewusst in Bewegung gebracht, kann er elastischer und kraftvoller werden. Die Energien der Ausscheidungs- und Sexualorgane fließen freier und Krankheiten können vermieden werden. Das wiederum hat Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Vitalität.

Der Beckenboden ist neben den Füßen die 2. wichtige Basis unseres Körpers. In allen Yoga-Haltungen, in denen wir im Becken diese Kräfte brauchen, um uns zu bewegen, können wir den Beckenboden durch bewussten Einsatz seiner Hauptfunktionen (sich anzuspannen, sich zu entspannen, sowie sich anzuspannen als Reaktion auf eine Druckerhöhung im Bauchraum) aktivieren. Dies erfordert jedoch eine bewusste Technik der Muskelkontraktion (z. B. Bandhas) sowie der Muskelentspannung und vor allem ein achtsames Üben.

 

 

Was ist ein Bandha?

Im Yoga wird damit eine bewusst herbeigeführte Muskelkontraktion bezeichnet, um Energien an einem bestimmten Punkt im Körper zu halten.

Es gibt drei Arten von Bandhas:

  • Jalandhara Bandha: Kehle
  • Uddiyana Bandha: Bauch
  • Mula Bandha: Beckenboden

Die gleichzeitige Anwendung aller drei Bandhas zusammen heißt Maha-Bandha (Grosses Bandha).

Das ausüben von Bandhas ist eine Technik, die nur von geübten Schülern und unter Anleitung einer erfahrenen Lehrerin ausgeführt werden sollte, da wir hier direkt in die Atmung und den Energiefluss des Körpers eingreifen.

Bandha, m.:
Sanskrit, wörtlich: Bindung, Verbindung, Kontraktion

Welche Bedeutung hat das Tönen im Yoga?

Jedes mal, wenn wir im Yoga tönen, wird unsere Ausatmung gefördert. Manchmal nutzen wir dazu die Vokale unserer Sprache oder auch ein Mantra (Sanskrit, wörtlich: Silbe, heiliger Klang). Mit ihm fangen wir die kosmischen Kräfte ein und locken sie "ins Haus", in unseren Körper, unseren Geist, unsere Seele. Dort können sie dann ihre wunderbare Wirkung entfalten, uns zur Ruhe bringen, genaueres Hören schulen, Konzentration fördern, Achtsamkeit entstehen lassen. Durch die Bedeutung bestimmter Mantras wie auch durch ihre repetitive Wiederholung, können wir uns in der Meditation unterstützen.

Das Rezitieren der originalen Sanskrit-Texte bedarf langer Übung und Anleitung durch einen erfahrenen Lehrer, der die Betonung der phonetisch komplexen Sprache kennt.

Klang ist BewusstseinKlang ist Bewusstsein

Was bedeutet die Silbe "OM"?

Om (auch "Aum") ist wohl das bekannteste, aber auch das am meisten missverstandene Mantra. In den Upanishaden wird OM erklärt mit: "höchste Silbe, Mutter aller Klänge". Klang war das Schöpfungswerkzeug der Großen Göttin. Sie erfand die Buchstaben des Sanskrit-Alphabets, die "matrika" (Mütter) hießen. Om war also die "mantra-matrika", die Mutter aller Mantras, das erste aller Schöpfungsworte, mit denen die Welt erschaffen wurde.

Parallelen zum christlichen "Amen" fallen auf, auch zum Wort "Mutter", das auf Hebräisch "tehom" und auf Arabisch "umm" heißt. "OM" erinnert auch an die ersten Laute, die Babys rufen, wenn sie die Welt um sich entdecken. Om wird in 3 Teilen gesungen: "A" – "U" – "M" und steht für die drei verschiedenen Bewusst-seinszustände des Menschen: "A": wach sein – "U": träumen – "M": tief schlafen. Jeder dieser tönenden Buchstaben bringt unterschiedliche Bereiche unseres Körpers zum vibrieren und wirkt dort anregend: "A": Bauch, "U": Solar Plexus und Herz, "M": Schädeldecke. Om singen wir z.B. zum Abschluss einer Yoga-Stunde, um durch die Kraft des Klangs die in den Übungen aufgebaute Energie im ganzen Körper zu verteilen, uns besser konzentrieren zu können (Meditation) und uns mit dem in uns zu verbinden, was uns trägt.

Die Bibel lehrt: "Am Anfang war das Wort und das Wort kam von Gott." Die Yogis ergänzen: "Dieses Wort war "OM"!

OM

Was ist Pranayama?

Wörtlich: Die Kontrolle oder Ausdehnung (ayama) des Atems (prana). Der Atem ist das Bindeglied zwischen Körper und Psyche und spiegelt uns in perfekter Weise unsere inneren Seinszustände. Sind wir ausgeglichen, fließt unser Atem ruhig – sind wir aufgeregt, dann ist er schneller. Unser Atem begleitet uns das gesamte Leben lang und fließt selbständig Tag und Nacht. Wenn wir mit Yoga beginnen, wird unser Atem nach einiger Zeit länger. Wir lernen in Vorbeugen, tiefer auszuatmen. Dadurch werden wir wie von selbst ruhiger. Zugleich fördert ein ruhiger Atem auch die Ausrichtung und Konzentrationsfähigkeit, denn unsere Gedanken werden ebenfalls hiervon positiv beeinflusst. Wenn wir dann im nächsten Schritt auch zu einer längeren Einatmung kommen, stärkt dies z. B. unsere Muskeln an der Körpervorderseite und bringt uns mehr Lebenskraft. Wir lernen, uns mehr zu öffnen.

Wichtig ist auch beim Üben von Pranayama, dass wir es in adäquaten Schritten und in Begleitung einer erfahrenen Lehrerin tun, sonst besteht eine große Gefahr, unseren Organismus zu schädigen.

Fortgeschrittene Techniken, wie die extreme Verlängerung oder Aussetzung der Atmung oder das schnelle ein- und ausatmen, sollte auf keinen Fall zu Beginn einer Beschäftigung mit Yoga oder z. B. in der Schwangerschaft ausgeübt werden.

Die sechs Techniken des Pranayama:

Ujjayi: Kehlatmung
durch Verengung der Stimmritze
Nadi Shuddi: Nasenatmung
abwechselndes Ein-/Ausatmen durch die Nase, wobei je ein Nasenloch geschlossen ist
Shitali: Zungenatmung
Einatmen durch gerollte Zunge
Sitkari: Zungenatmung
Zungenspitze beim Einatmen hinter den Zähnen
Bhramari: Summton
Erzeugung durch Stimmbänder beim Ein- und Ausatmen
Bhastrika: Blasebalgatmung
schnelle, klar von einander abgesetzte Ein- und Ausatmung

Was ist ein Cakra?

Der Begriff stammt aus dem Sanskrit (wörtlich: Rad des Lichts). Das Wissen um diese besondere Stellen am Körper, an denen wir unsere Energien spüren können und Impulse der Außenwelt aufgenommen werden, ist uralt. Es finden sich Hinweise hierüber in verschiedenen Kulturen (Indien, Ägypten, Griechenland, Nordamerika). Die ausführlichsten Berichte stammen aus Indien, wo erste Anleitungen zu ihrer Aktivierung bereits in den Upanishaden auftauchen.

Die meisten Traditionen gehen von sieben verschiedenen Haupt-Cakra aus, während andere historische Quellen von bis zu 88.000 sprechen. Die Cakra sind Teil unseres Astralkörpers, werden aber zum besseren Verständnis im physischen Körper an bestimmten Punkten senkrecht übereinander visualisiert (siehe Abbildung)

Die sieben Cakra stehen über Energiekanäle (Nadis) miteinander in Verbindung. Um das Hauptnadi Suşhumnā (parallel zur Wirbelsäule verlaufend) winden sich Ida-Nadi (weiblich) und Pingala-Nadi (männlich), die sich jeweils in den Cakra kreuzen. Im Caduceus, dem Aeskulap-Stab und Zeichen des Arztberufes, finden wir die Symbolik der Cakra und Energiekanäle auch heute noch. Jedes Cakra wird mit vielen Lebens-Themen, Körperregionen und Drüsen in Verbindung gebracht (Beispiele s.u.).

Wir unterscheiden die folgenden sieben Haupt-Cakra:

1. Muladhāra/Wurzel-Cakra
Lage: Perineum (Damm) - Keimdrüsen, physischer Seinswille
2. Svadhişţāna/Sakral-Cakra
Lage: Kreuzbein - Lymphdrüse, sexueller Ausdruck
3. Maņipūra/Nabel-Cakra
Lage: oberhalb des Nabels - Nebenniere, Milz, Emotionen
4. Anahāta/Herz-Cakra
Lage: Brustmitte in Herzhöhe - Thymusdrüse, Liebe, Empathie
5. Viśuddha/Kehl-Cakra
Lage: Kehlkopf - Schilddrüse, Kommunikation
6. Ájnā/Stirn-Cakra
Lage: zwischen Augenbrauen - Zirbeldrüse, Intuition
7. Sahasrāra/Scheitel-Cakra
Lage: Scheitel - Hirnanhangdrüse, Überbewusstsein

Lage der sieben Hauptcakra
Lage der sieben Hauptcakra

Was ist Sanskrit?

Die indogermanische Literatur- und Gelehrten-Sprache, in der die heiligen Schriften Indiens und die Quellentexte des Yoga niedergeschrieben wurden, heißt Samskrita (wörtlich: zusammengesetzte Sprache), in Deutsch Sanskrit. Sie wird auch heute noch an einigen Universitäten gelehrt und von ca. 5% der indischen Bevölkerung gesprochen. Sanskrit wird in Indien in der Devanagari-Schrift (wörtlich: Schrift der Gottesstadt) geschrieben. Literatur in Sanskrit hat einen gigantischen Umfang, der größer ist, als die lateinische und griechische Literatur zusammen. Gleichzeitig weist Sanskrit gewisse Parallelen zum Griechisch und Latein auf. Es wird auch behauptet, dass das gesprochene Lettisch dem gesprochenen Sanskrit ähnelt. Seine Aussprache und Betonung ist phonetisch sehr komplex. Es verfügt über 14 Vokale (entsprechend den 14 Philosophien) und 33 Konsonanten (entsprechend den 33 Göttern des Veda). Die Bedeutung der einzelnen Wörter kann stark variieren, je nach Kontext und Aussprache, sodass ein Erlernen nur mit Hilfe eines erfahrenen Lehrers möglich ist.

Alle Yoga-Stellungen und Techniken haben Sanskrit-Namen. Das Wissen um diese Namen ist für ihre Ausführung jedoch nicht nötig, weswegen wir in unserem Unterricht weitgehend auf Sanskrit-Bezeichnungen verzichten. Trotzdem rezitieren wir mit unseren Schülern Mantras in Sanskrit und erleben immer wieder, dass sie ihre wunderbare Wirkung entfalten können, auch wenn wir nicht gleich eine deutsche Übersetzung liefern.

SanskritDer Begriff Sanskrit in Devanagari (2.5000 Jahre alte indische Schrift)

 

Sanskrit versetzt uns in einen Zustand harmonischer Resonanz mit dem Universum.

(Deborah Willoughby)

Was sind die alten Schriften, auf die sich Yoga beruft?

Upanishaden (wörtlich: nahe sitzen beim Lehrer), ca. 3.000 Jahre alt, Teil der vedischen Offenbarung. Es gibt ca. 108 verschiedene. In den Yoga-Upanishaden wird speziell der Yoga als Weg zur Befreiung beschrieben.

Bhagavad-Gita (wörtlich: Gesang des Erhabenen), ca. 2.500 Jahre alt, Zusammenführung mehrerer verschiedener Denkschulen des damaligen Indien auf Grundlage der Veden, der Upanishaden, des orthodoxen Brahmanismus, des Yoga, steht aber den Upanischaden gedanklich am nächsten. Dieses Epos in 700 Versen gehört zu den großen religions-philosophischen Dichtungen der Weltliteratur. Es ist die Geschichte des Fürsten und Kriegers Arjuna, der sich vor Beginn einer großen Schlacht gegen seine Verwandten mit dem Lehrer Krishna unterhält. Die "Gita", wie sie in Indien genannt wird, ist sehr populär und diente auch Mahatma Gandhi als unerschöpflicher Ratgeber.

Yoga-Sutras (wörtlich: Der Leitfaden des Yoga), ca. 2.000 Jahre alte Aphorismen, zusammengestellt von Patanjali, einem indischen Weisen. Er erläutert in knappen Formulierungen die philosophischen Grundzüge von Yoga, die Beziehung zu uns selbst und zu unserer Umwelt und beschreibt außerdem, was passiert, wenn wir uns auf den Weg des Yoga begeben. Auf dieses Werk beziehen sich alle großen Yoga-Traditionen. Der Inder T.K.V. Desikachar hat eine leicht verständliche Übersetzung der Yoga-Sutras mit Kommentar veröffentlicht („Über Freiheit und Meditation“), die die Bedeutung der Aussagen Patanjalis in unserer jetzigen Zeit  verdeutlicht.

Hatha-Yoga-Pradipika (wörtlich: Licht auf Hatha-Yoga), ca. 600 Jahre alt, bekannter Quellentext des Hathta-Yoga, von Svatmarama verfasst. Die einzelnen Kapitel widmen sich u.a. sehr ausführlich verschiedenen Yoga-Praktiken wie Körperhaltungen, Atemregulierung und Meditation aus der Sicht der damaligen Zeit.

Manuskript eines vedischen SanskrittextesManuskript eines vedischen Sanskrittextes

In welcher Beziehung stehen Yoga und Spiritualität?

Wir haben unter "Ich bin Christin – darf ich Yoga üben?" über die Zusammenhänge zwischen Religion und Yoga gesprochen und zum Ausdruck gebracht, dass Yoga keinerlei religiöse Richtung hat.

Eine ähnliche Verwirrung besteht häufig beim Begriff der Spiritualität, der ebenso wie Yoga oft fälschlicherweise mit Religion oder Religiosität gleich gesetzt wird. Spiritualität meint in Grunde nichts anderes, als die mehr oder minder bewusste Beschäftigung mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der Welt und der Menschen und besonders der eigenen Existenz und seiner Selbstverwirklichung im Leben. Wenn wir uns mit solchen Fragen beschäftigen, dann ist es nicht ausschlaggebend, welcher religiösen Richtung wir angehören, sondern ob wir unseren Blick ohne trübenden Schleier in diese Richtung lenken können. Und genau da hilft uns Yoga, weil er uns Instrumente gibt, den Blick tiefer in uns zu richten und dort zu erspüren, was uns bewegt.

Yoga hilft uns, in uns selbst Antworten auf unsere eigenen spirituellen Fragen zu erhalten: Wie geht es mir? Wie fühle ich mich? Was sagt mir meine Lebenssituation, welche Botschaft beinhaltet sie? Welches ist der nächste Schritt, den ich tun soll? Was möchte ich auf gar keinen Fall tun? Was trägt mich in Momenten der Schwere und Leichtigkeit? Was gibt mir Hoffnung?

Gleichzeitig bringt Yoga uns auch die Erkenntnis, dass alles, was mit uns passiert, in Zusammenhang mit dem ganzen Universum steht. Wir können uns durch Yoga verbunden fühlen mit unserer Umwelt und verstehen, was wir dazu beitragen können, dass unser Alltag für uns und die Menschen um uns freier, leichter, gesünder, fröhlicher, heilsamer wird.

Yoga und Spiritualität sind untrennbar miteinander verbunden. Wer den spirituellen Aspekt von Yoga ausklammert, macht Gymnastik oder Sport – aber auf keinen Fall Yoga!

 

 

Was ist ein Guru?

Mit Guru bezeichnet man in Indien einen spirituellen Lehrer, der einen Schüler über eine längere Zeit hinweg unterrichtet. Dies war die Art und Weise, wie in historischer Zeit Wissen weitergegeben wurde.

Bei uns hat die Bezeichnung Guru einen eher negativen Beigeschmack. Die Antwort des Westens darauf ist der moderne Yogalehrer, der Schülern als "Begleiter" zur Seite steht und dabei unterstützt, ihren eigenen Weg und ihren eigenen "inneren Guru" zu finden: Selbstvertrauen, Zuversicht, Eigenkompetenz, Mut, Eifer.

Guru, m.:
Sanskrit, wörtlich:
"Auslöscher von Dunkelheit", jemand der die Unwissenheit des Schülers beseitigt

Muss ich Vegetarier werden, wenn ich Yoga mache möchte?

Es ist eine berechtigte Frage, ob Ernährung, die Fleisch enthält, wirklich gesund für den menschlichen Körper ist. Menschen brauchen nicht unbedingt tierisches Eiweiß, um zu überleben. Andererseits gibt es verschiedene stichhaltige Gründe dafür, warum Menschen Fleisch essen sollten und nicht immer geschieht dies aus Unachtsamkeit oder Gedankenlosigkeit.

Zu behaupten, Vegetarier wären grundsätzlich bewusstere oder gesündere Menschen, ist eine Schlussfolgerung, die uns in die Irre führen kann. Menschen sind sehr unterschiedlich. Sie brauchen ganz verschiedene Dinge um gesund zu werden oder zu bleiben. Jeder Mensch hat das Recht, dabei seinen eigenen Weg zu gehen. Um Yoga zu machen, müssen wir deshalb nicht grundsätzlich auf Fleisch verzichten, wenn wir das Gefühl haben, dass unser Körper es braucht. Aber es ist gut, wenn wir diese Entscheidung bewusst treffen und uns auch daran erinnern, dass Tiere – meist unter grausamsten Umständen – geschlachtet werden und ihre Todesangst beim Verzehr ihres Fleisches energetisch in uns eindringt.

Vegetarier
verzichten auf Fleisch und Fisch. Weltweit liegt ihr Anteil bei ca. 2,5 %.
In Indien ernähren sich ca. 40% der Bevölkerung rein vegetarisch.
Unter den Menschen, die Yoga praktizieren, liegt der Anteil bei ca. 53%.

Eine Grundvoraussetzung für Yoga ist der Vegetarismus allerdings nicht.
Yoga befreit die Menschen und macht ihnen keine Vorschriften sondern gibt Empfehlungen.
Yoga fördert Erkenntnisprozesse und ermutigt, neue, eigene Wege zu gehen.

Welche bedeutenden Yoga-Traditionen gibt es?

Alle Traditionen beziehen sich in irgendeiner Form auf Patanjalis Yoga-Sutras und die klassischen Körper- und Atemübungen. Die Art ihrer Vermittlung, Ausführung und Adaption wird jedoch teilweise sehr unterschiedlich, teilweise stark reduziert gehandhabt. Im Folgenden geben wir eine knappe Beschreibung der wichtigsten Traditionen:

VINI-YOGA: Begründet von Yogacharya Sri T. Krishnamacharya und seinem Sohn T.K.V. Desikachar. Einsatz der Yoga-Techniken in therapeutischem Kontext. Übungen werden den Bedürfnissen der Schüler individuell angepasst. Geeignet für alle Menschen. Die Bezeichnung Vini-Yoga wurde in Amerika geprägt und wird von den Lehrern, die in dieser Tradition arbeiten, nicht immer verwendet.

IYENGAR-YOGA: Begründet von B.K.S. Iyengar, einem Schüler von Krishnamacharya. Kraftvoller, körperorientierter Stil. Nicht unbedingt für Anfänger oder Menschen mit ernsthaften körperlichen Problemen geeignet. Der Fokus liegt hier mehr auf der präzisen und langen Ausführung von statischen Haltungen.

ASHTANGA-YOGA: (auch Power-Yoga genannt) Begründet von Pattabhi Jois, einem Schüler von Krishnamacharya. Sehr kraftvoller Yogastil mit langen, dynamischen Übungsreihen. Geeignet für Menschen, die auch Workout und Fitness suchen.

SIVANANDA-YOGA: Begründet von Swami Sivananda. Klassisches Hatha-Yoga, oft unter Einbeziehung hinduistischer Rituale. In Deutschland auch unter "Yoga-Vidya" bekannt. Geeignet für Menschen mit gutem Körpergefühl. Diese Tradition arbeitet mit wenigen ausgesuchten Yoga-Stellungen.

KUNDALINI-YOGA: Begründet von Yogi Bhajan in der Tradition der Sikhs. Intensive Körper- und Atemübungen zur gezielten Lenkung der Kundalini-Energie. Einige Lehrer tragen einem weißen Turban. Geeignet für gesunde und stabile Menschen mit gutem Körpergefühl.

KRIYA-YOGA: Bekanntester Vertreter ist Paramhansa Yogananda. Körper und Atemübungen, vor allem aber Meditation und geistige Schulung. Geeignet für alle Menschen.

INTEGRAL-YOGA: Begründet von Sri Aurobindo. Ein hauptsächlich geistiger Weg, der Selbsterfahrung und Meditation in den Mittelpunkt stellt.

Es gibt eine ganze Reihe von weiteren interessant klingenden Bezeichnungen für neue Yoga-Stile (s.u.). Oft ist dies der Versuch einer Alleinstellung. Jedoch ist Yoga uralt und seine Übungen bekannt, ihre Wirkungen in hunderten von Schriften und Büchern ausführlich beschrieben. Sie unter neuem Namen zu vermitteln stellt in unseren Augen nicht unbedingt eine neue Tradition dar, wie das z.B. "Hormon-Yoga" versucht. Diese Bezeichnung ist aus unserer Sicht verwirrend, denn sie impliziert, dass ein anderer Yoga nicht ausgleichend auf den Hormon-Haushalt wirkt. Wenn Yoga den alten Quellen entsprechend und mit der nötigen Achtsamkeit vermittelt wird, wirkt er jedoch immer ausgleichend und harmonisierend. Auch wenn er sich schlicht Hatha-Yoga nennt. Einige dieser weiteren neuen Stile sind:

JIVAMUKTI-YOGA: Begründet 1989 von Sharon Gannon & David Life in New York und als Warenzeichen geschützt. Verbindung von Ashtanga-Yoga und tänzerischen Elementen, oft mit Hintergrund-Musik. Sehr beliebt unter den amerikanischen Prominenten.

BIKRAM-YOGA: Begründet von Bikram Choudhury, der sich die Bezeichnung als Marke hat schützen lassen. In stark aufgeheizten Räumen ("Hot Yoga", bis zu 40°C) werden hier 26 Übungen praktiziert. Gut für Menschen mit Fitness-Ambitionen.

LUNA-YOGA: 1983 entwickelt von Adelheid Ohlig und als Marke geschützt. Wird nur Frauen vermittelt. Durch Auswahl spezieller Übungen aus dem Yoga, dem Schamanismus und Tanz wird versucht, Frauen auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen.

Anmerkungen

Der Inhalt dieser Seite wurde erstellt auf Grund unserer eigenen Erfahrungen als Yogalehrer und Therapeuten.
Wir nutzten dabei auch das Wissen unserer Ausbilder Raghavan Sriram, Traugott und Birgit Lukasczyk, sowie die folgenden indischen, englischen und deutschen Quellen, die wir als Nachschlagewerke und Lektüre empfehlen können:

 

Texte
W. Huchzermeyer: Das Yoga-Wörterbuch; Erlebnis Sanskrit-Sprache
T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation – Das Yoga-Sutra Patanjalis
Raghavan Sriram: Neun Schritte in die Freiheit
Lösche, De Neufville, Pramschiefer, Sriram: Yoga i. d. Tradition v. Krishnamacharya & Desikachar
Janet Balaskas: Preparing for Birth with Yoga
Barbara G. Walker: Das geheime Wissen der Frauen
Anna Trökes: Das große Yoga-Buch
Imogen Dalmann & Martin Soder: Warum Yoga
Kalashatra Govinda: Atlas der Chakras
Shakta Kaur Khalsa: Yoga für Frauen
Georg Feuerstein: Die Yoga-Tradition
Patrick Broome: Yoga für den Mann